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Goldschmiedemeister Detlef Roever · 39576 Stendal · Marienkirchstraße 9


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Die astronomische Uhr

Die Goldschmiede Roever ist eng verbunden mit der astronomischen Uhr in der St. Marienkirche zu Stendal. Im Jahre 1977 konnte der Goldschmiedemeister Oskar Roever nach einigen Jahrhunderten Stillstand die kunsthistorisch wertvolle Uhr funktionstüchtig der Kirchengemeinde übergeben. Dem interessierten Laien, wie dem Fachpublikum möchten wir hier Informationen aus erster Hand geben.



Impressionen von den Stendaler Lichttagen - Fotos: G. Draschowski, Stendal (2)


Zifferblatt der astronomischen Uhr



Blick nach Westen

Standort und Alter
Die astronomische Uhr befindet sich an der Westwand des Kirchenschiffes unter der Orgelempore über dem Ratsherren-Chorgestühl. Das Zifferblatt (2,92 x 2,92 m) ist datiert auf das Jahr 1552.

Jahreszahl auf dem Zifferblatt
Jahreszahl auf dem Zifferblatt

Zifferblatt und Anzeige
Stundenring mit Minuten- und Stundenzeiger
Das Zifferblatt ist in 2 x 12 Stunden eingeteilt. Mittags um 12.00 Uhr befinden sich beide Zeiger oben. Um Mitternacht zeigt der Stundenzeiger auf die XII unten und der Minutenzeiger auf die XII oben. Der Minutenzeiger benötigt 2 und der Stundenzeiger 24 Stunden für eine Umrundung.

Farbring
Der Farbring, der sich nach innen an den Stundenring anschließt, unterteilt jeweils die Stunde in 4 gleiche Teile. Die Uhr besaß vormals keinen Minutenzeiger. So konnte man Viertel-Stunden-genau die Zeit am Stundenzeiger ablesen.

2 Sternzeichenringe
Der folgende Ring beinhaltet die Namen der zwölf Sternzeichen und gibt an, ob das Zeichen "gut", "neutral" oder "schlecht" ist. Der anschließende Ring stellt die Tierkreiszeichen bildlich dar. Der Sonnenzeiger durchwandert in einem Jahr diese Zeichen, d.h. er umkreist das Zifferblatt jährlich nur einmal.

Sonnen- und Mondphasenscheibe
Im Zentrum des Zifferblattes befinden sich zwei drehbar übereinander liegende Scheiben. Die blaue Sternenscheibe mit dem Sonnen-"Zeiger" benötigt 365 Tage für einen Umlauf. Die Sonne wandert auf der Ekliptik durch die zwölf Tierkreiszeichen.
Die darunter liegende Mondphasen-Scheibe ist nur durch den kreisrunden Ausschnitt durch die Sonnenscheibe sichtbar. Die Mondphasen sind in diesem Ausschnitt ablesbar. Im 29,5 Tage-Zyklus erreichen beide Scheiben dieselbe Stellung zueinander (29 Tage, 12 Stunden und 44 Minuten). Der Mond-"Zeiger" der Mondphasenscheibe durchläuft in dieser Zeit alle 12 Sternbilder. Er befindet sich bei Vollmond genau gegenüber dem Sonnenzeiger und der Kreisausschnitt ist golden. Bei Neumond bedeckt die Sonne den Mond und der Ausschnitt ist schwarz. Mit Hilfe einer drehbaren Sternenkarte können tagesaktuelle Mondauf- und Monduntergangszeiten abgelesen werden.

Weiterhin werden auf dem Zifferblatt der Widder- und Waagpunkt angezeigt. So können die Daten für den astronomischen Frühlings- und Herbstanfang, für die Tag- und Nachtgleiche, sowie das Osterdatum abgelesen werden. Nach diesem Datum richten sich fast alle anderen beweglichen Feiertage im Kirchenjahr. Die Sommer- und Wintersonnenwende ergeben sich ebenfalls und werden korrekt angezeigt.

Die an den Scheiben angebrachten Sternzeiger haben nur technische Funktion. Sie halten das Gleichgewicht für den Sonnen- und Mondzeiger und entlasten damit das Uhrwerk.

Zwickel des Zifferblattes
In den Ecken des Zifferblattes befinden sich Gelehrte mit Spruchbänder. Ihre Namen sind nicht bekannt.
links oben: "Die Sterne machen geneigt, aber sie zwingen nicht"
rechts oben: "Die Verlautbarungen der Astrologen sind nicht unabänderlich"
links unten: "Zeiten werden zu Zeichen und Tage zu Jahren"
rechts unten: "Fürchtet nicht von den Zeichen des Himmels, was die Heiden fürchten"


Gehwerk mit vorgesetztem Planetarium     

     Planetariumwerk mit großem Stiftrad
Gesamtansicht des Uhrwerkes                              Planetariumwerk

Das Uhrwerk
Das Zifferblatt ist datiert auf das Jahr 1552. Somit dürfte auch ein Uhrwerk damals vorhanden gewesen sein. Das Planetarium, als ein Teil des Uhrwerkes, ist handgeschmiedet und vermutlich aus dieser Zeit. Das Gehwerk ist jüngeren Datums. Es ist erst im 19. Jahrhundert gebaut worden. Allerdings ging es nie in Betrieb. Ein Grund hierfür war der fehlende Aufzug. Auch im 18. Jahrhundert ging die Uhr wahrscheinlich nie. Beckmann schrieb um 1753 in seiner 'Historischen Beschreibung der Chur und Mark Brandenburg':
"...und ist zwar sonst brauchbar gewesen, jetzo aber ausser gang gekommen. Es ist sonst von der grossen Kirchuhr regieret worden."

Goldschmiedemeister Roever
Goldschmiedemeister Oskar Roever (
2008)

Restaurierung und Pflege der Uhr
Der Goldschmiedemeister Oskar Roever entdeckte in den frühen siebziger Jahren des letzten Jahrhunderts wesentliche Teile der alten Uhr. Nach der Zerlegung, Reinigung und vor allen Dingen Vervollkommnung des Werkes, konnte die astronomische Uhr funktionstüchtig im Mai 1977 der Kirchengemeinde übergeben werden. Von Anfang an zog der Altmeister seinen Sohn Detlef zu Rat und Hilfe heran und infizierte diesen mit dem "Astro-Uhren-Virus". So lernte dieser nicht nur die Traditionspflege im elterlichen Goldschmiedebetrieb in fünfter Folge, sondern wuchs auch mit der Verantwortung für die Uhr auf.

In mühevoller Handarbeit wurden vom Meister neue Triebe gefertigt, ein bisher fehlender Aufzug eingerichtet und die Hemmung komplett neu angelegt. Auch die Zeigerwellen wurden erneuert, die verzogenen Mond- und Sonnenscheiben gerichtet und restauriert. Minuten- und Stundenzeiger bekamen, zur Entlastung des Uhrwerkes, Gegengewichte. Ein Pendel musste hergestellt werden, da auch von diesem nur Relikte vorhanden waren. Selbst die Uhrkammer, die wir heute hinter dem Zifferblatt finden, ist vom Altmeister angelegt worden. Abgesehen von der großen handwerklichen Mühe dem Uhrwerk wieder Leben einzuhauchen, werden Kenner der schwierigen Zeit im Osten Deutschlands um 1975 erahnen, welch ein Kraftaufwand es war Materialien wie Messing, Stahl, Holz usw. zu beschaffen.

Seit dieser Zeit wird die Uhr vom Goldschmiedemeister Oskar Roever (
) und seinem Sohn Detlef wöchentlich aufgezogen und gewartet.

Dieses Ehrenamt wurde durch die Hansestadt Stendal 2015 gewürdigt. Ich, der Goldschmiedemeister Detlef Roever, wurde mit dem Kulturpreis der Hansestadt ausgezeichnet.

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Der ursprüngliche Standort
Die Uhr befindet sich unterhalb der jetzigen Orgelempore. Auch 1753 befand sie sich dort schon längere Zeit, obwohl die Empore hier höher gelagert gewesen sein muss. Es ist nicht auszuschließen, dass die Uhr mit den Umbauten an der Orgel etwas tiefer zu liegen kam. Eine Kirchturmuhr gibt es nachweislich seit 1458 an St. Marien. Sofern die Uhr von Beginn an unter der Orgel (von 1580) befestigt war, müsste mit der Kirchturmuhr (aus Sparsamkeitsgründen) eine Kopplung zum Planetarium-Werk der astronomischen Uhr bestanden haben. Diese war aber dann vor 1753 nicht mehr vorhanden. Umbauten an der Orgel oder an der Kirchturmuhr könnten daran Schuld gewesen sein.

Die Vermutung, dass die Uhr wie in anderen Hansestädten hinter dem Altar im Chorumgang gehangen hat, ist kaum haltbar. Hier ist der Abstand der Säulen um einige Zentimeter zu eng, um das Zifferblatt aufzunehmen. Die vorhanden Balken sind Bestandteil des Hochaltars (Altar-Oberteil von 1581) und sind unbedingt für dessen sicheren Stand nötig. An diesen Balken sind auch keine Bohrungen, Nägel oder Stifte vorhanden, die eine Montage des Zifferblattes und eines Uhrkasten o.ä. verursacht hätte. Die vorhandene sehr alte Leiter ist nur erklärbar mit der nötigen Montage des Altars. Diese steht hinter der Predella direkt auf (!) dem Altar. Sie konnte - "eingekeilt" durch die Balken - nicht mehr entfernt werden und steht deshalb noch heute. Es ist kaum vorstellbar, dass unsere gottesfürchtigen Vorfahren wöchentlich auf den Altar treten mussten, um die Uhr aufzuziehen.

Das Zifferblatt besitzt auf der Rückseite eine handgeschmiedete Aufhängung. Diese hat heute keine Funktion mehr. Ob die Öse zur Erstausstattung gehört ist nicht belegbar. Das Zifferblatt muss aber mal wie ein Bild an der Wand gehangen haben. Ob zu diesem Zeitpunkt die Uhr lief, kann nicht nachgewiesen werden.
Altarrückseite mit Leiter    
Altarrückseite                      
 
               alte Aufhängung des Zifferblattes
          Zifferblattrückseite, Detail







Die Uhr in Zahlen
Da in den bisher erschienenen Publikationen entweder keine oder falsche Daten genannt wurden, haben wir zum Abschluss dieser Seite die korrekten Maße eingefügt. Wir danken Herrn Dr. W. Puschert, Hamburg für die Bereitstellung und genaue Berechnung.

Grunddaten
Pendel
Schwingungsdauer:
gemessen (35 tik tak in 60 sec) 3,429 s
rückwärts berechnet 34,667 tik tak 3,462 s
Pendellänge
rückwärts berechnet 2,977 m 3,462 s
Masse Antrieb 65,00 kg
Fallbeschleunigung 9,81 m/s2
Fallhöhe, gesamt 6,50 m
Fallhöhe / Tag 0,55 m
Gangdauer 11,82 Tag
gespeicherte Energie des Antriebs (potentielle Energie)
4.144,73 Ws
Leistung des Antriebs 4,06 mW
Energie für eine Schwingung 14,05 mWs

Minutenanzeige
Hemmung Zähnezahl 26
Schwingungsdauer 3,462 s
Hemmungsachse 1 Umdrehung in 90,0000 s 1,500000 min 0,025000 h 0,001042 d
1. Untersetzung 8
1 Umdrehung in 64 720,0000 s 12,000000 min 0,200000 h 0,008333 d
2. Untersetzung 8
1 Umdrehung in 96 8.640,0000 s 144,000000 min 2,400000 h 0,100000 d
Antrieb für 3. Untersetzung 12
Planetarium 1 Umdrehung in 120 86.400,0000 s 1.440,000000 min 24,000000 h 1,000000 d
4. Untersetzung 120
Minutenrohr 1 Umdrehung in 10 7.200,0000 s 120,000000 min 2,000000 h 0,083333 d
Sollwert 120,000000 min 2,000000 h 0,083333 d
Stundenanzeige
Antrieb Planetarium 1 Umdrehung in 86.400,0000 s 1.440,000000 min 24,000000 h 1,000000 d
1. Untersetzung 60
1 Umdrehung in 24 34.560,0000 s 576,000000 min 9,600000 h 0,400000 d
2. Untersetzung 24
1 Umdrehung in 24 34.560,0000 s 576,000000 min 9,600000 h 0,400000 d
3. Untersetzung 24
Stundenrohr 1 Umdrehung in 60 86.400,0000 s 1.440,000000 min 24,000000 h 1,000000 d
Sollwert 24,000000 h 1,000000
Mond
Antrieb Planetarium 1 Umdrehung in 86.400,0000 s 1.440,000000 min 24,000000 h 1,000000 d
1. Untersetzung 9
1 Umdrehung in 36 345.600,0000 s 5.760,000000 min 96,000000 h 4,000000 d
2. Untersetzung 8
1 Umdrehung in 59 2.548.800,0000 s 42.480,000000 min 708,000000 h 29,500000 d
3. Untersetzung 72
1 Umdrehung in 24 849.600,0000 s 14.160,000000 min 236,000000 h 9,833333 d
4. Untersetzung 263
1 Umdrehung in 73 235.820,5323 s 3.930,342205 min 65,505703 h 2,729404 d
5. Untersetzung 6
Mondrohr 1 Umdrehung in 60 2.358.205,3232 s 39.303,422053 min 655,057034 h 27,294043 d
Sollwert (siderischer Monat) 27,321662 d
Sonne
Antrieb Planetarium 1 Umdrehung in 86.400,0000 s 1.440,000000 min 24,000000 h 1,000000 d
1. Untersetzung 6
1 Umdrehung in 42 604.800,0000 s 10.080,000000 min 168,000000 h 7,000000 d
2. Untersetzung 7
1 Umdrehung in 30 2.592.000,0000 s 43.200,000000 min 720,000000 h 30,000000 d
3. Untersetzung 6
Sonnenrohr 1 Umdrehung in 73 31.536.000,0000 s 525.600,000000 min 8.760,000000 h 365,000000 d
Sollwert (tropisches Jahr) 365,242199 d




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